Biografie von Ruedi Walter / Hauptseite von Ruedi Walter


17. April 2005


Das Aussersihl war von Anbeginn meines Lebens ein Knotenpunkt, an den ich immer wieder zurückfand. Noch heute wohne ich mit meiner Familie, meiner Frau Jamilah und meinen Söhnen Albert und Sandro, in dieser Gegend. Bereits seit Kindesbeinen an interessierte ich mich für Sport und Muskelkraft.


Im Jahre 1960 begann ich mit der Lehre als Bäcker. Während der zweijährigen Lehrzeit nahm meine Körperkraft beträchtlich zu. Konnte ich zu Beginn kaum einen 50kg-Mehlsack tragen, so konnte ich gegen Ende der Lehrzeit drei 50kg-Mehlsäcke mit einer Hand halten. Ab und zu ging ich auch in den Gewichtheberclub Adler trainieren und erlernte zusätzlich Judo und Jiu Jitsu. Als 19jähriger wurde ich "Muskel-Ruedi" genannt. Nach der Lehre ging ich ins Welschland und arbeitete als Bäcker. Dort hielt es mich jedoch nicht lange. Mich trieb es in ferne Länder. Per Autostopp gings über Italien nach Frankreich, an den Stränden entlang bis hinunter nach Spanien, wo ich dann eine Zeit lang blieb und Arbeit als Tellerwäscher und Küchenbursche fand.


Nach ein paar Monaten gings wieder zurück in die Schweiz. Ich jobbte im Schlachthof als Reiniger und im Frühling 1964 absolvierte ich die Rekrutenschule (RS). Dort zog ich mir eine Fussbänderverletzung zu, die mir bis heute Probleme macht.


Nach der RS hielt mich nichts mehr zurück und ich machte mich auf, um die weite Welt kennenzulernen. 2 Jahre war ich per Autostopp oder Schiff unterwegs. Venedig, Zypern, Israel (wo ich 8 Monate blieb), Wüste Berscheba, Jerusalem, von Haifa nach Istanbul und weiter über die Türkei nach dem Iran, bis nach Vietnam, Hong-Kong und Japan. In Japan, Tokyo, hielt ich es doch ein halbes Jahr aus und ich führte dort einen Hot-Dog Stand. In der Freizeit ging ich ins Krafttraining, machte Judo und lernte andere Sportarten kennen. Danach zog es mich weiter nach Australien. Dort arbeitete ich als Bauarbeiter und in einer Bierbrauerei. Da übte ich mich auch im Zirkus bei den Trapezkünstlern. Da ich eine grosse Kraft besass, war ich als Fänger in der Truppe engagiert.


Im Mai 1966 zog es mich wieder weiter. Ich flog nach Hawaii, nach Los-Angeles, San Francisco, New York. New York war meine letzte Etappe der Weltreise und das Aussersihl hatte mich wieder. In diesen zwei Jahren als Tramper habe ich mehr gelernt und erfahren als manch anderer.


Das Aussersihl hatte mich also wieder, und jeder, wirklich jeder in der Gegend wollte natürlich wissen was der "Muskel-Ruedi" alles erlebt hatte. Habe bald die Stelle als Bademeister im Strandbad Mythenquai angenommen. Am Abend gingen ich und ein paar Kollegen in das Kieser-Kraftstudio oder in den Gewichtheberclub Adler. Auch wurde an Wochenenden manche Nacht in der Langstrasse oder im Niederdörfli durchgezecht. Am Morgen ging man dann ins Bahnhofbuffet zum Zmorge um zum Ausschlafen dann nach Hause zu gehen. Auch traf man mich beim "Sünnele" in der Allmend, wie ich das schon als Kind machte. Ich lernte jeden kennen, der Rang und Namen hatte und man kannte mich. Als Muskel-Ruedi musste ich zeitweise jede Woche meine Kraft demonstrieren und bestätigen, sprich Zweikämpfe und gar Schlägereien überstehen, denn viele wollten wissen wieviel Kraft im Ruedi wirklich steckt.


Mit 24 Jahren hatte ich den neuen Übernamen: "Der Stärkste Aussersihler". Ich fing mit meinen ersten Kraftshows an. Eines war das Armdrücken gleichzeitig mit zwei Gegnern und das andere war, einen 120kg Mann mitsamt dem Stuhl auf den Tisch zu lüpfen, mit einer Hand wohlgemerkt.


In diesem Jahr erlernte ich einen neuen Beruf und konnte bald mein Diplom als Masseur entgegennehmen. Beim Russisch-Türkischen Bad Mühlebach wurde mir auch eine gute Stelle angeboten, wo ich bis zu seiner Schliessung im Jahre 1972 blieb. Diese Zeit brachte mir viel in Sachen Menschenkenntnis. Dort lernte ich neben dem einfachen Bürger natürlich auch die grosse Prominenz der Stadt Zürich kennen, denn wer damals Rang und Namen hatte ging ins Bad Mühlebach.


Meine neue Stelle hatte wieder mit Kraft, Menschenkenntnis, Diplomatie zu tun. Als Rausschmeisser im Nachtclub Evergreen. Es war eine glatte Zeit, in der ich manchen guten Kameraden fand.


Im Januar 1973 zog es mich wieder in die Ferne und ich startete eine mehrmonatige Asienreise. Über Paris gings weiter nach Singapur bis Penang, Malaysien. Und hier wusste ich, werde ich bleiben. Wunderschöner Sandstrand, Palmen, Dschungel ... alles an einem Ort. Sonne, Wasser, Freiheit soviel man wollte.


Ich turnte öfters mal auch am Strand. Und eines Tages schaute mir ein junges Mädchen schon eine ganze Weile lang zu. Da sprach ich sie an und lud sie ein, auch mitzuturnen. So fing alles an. 1974 traten Jamilah und ich den Bund fürs Leben an.


Die Heirat mit Jamilah gab mir den Anstoss, mich um 180 Grad zu wandeln. Früher ein wilder Junge, wurde ich zum besinnlichen Ehemann und Vater. Schon bald, im Jahre 1974, kam Albert auf die Welt und im Jahre 1976 folgte Sandro. Leider verstarb mein Vater schon 1974. Meine Mutter fand im gleichen Block eine kleinere Wohnung und so konnten wir die Wohnung meiner Eltern übernehmen. Ich arbeitete im Hotel Gregory als Nachtportier und Rausschmeisser.


Neben Job und Familie liess ich nie ein Krafttraining aus, machte bei Meisterschaften im Bodybuilding oder Bankdrücken mit und habe mir schon Siege und Rekorde geholt. Einige Kameraden, die mich schon sehr lange und gut kannten, meinten eines Tages, ich sei so populär, ich solle doch selber einen Body-Building Club eröffnen. Was ich dann im Herbst 1976 auch tat. Der Body-Building Club Ruedi Walter war eröffnet. Und im Februar 1977 führte ich meine erste Bankdrückmeisterschaft durch. Und es ging stetig bergauf mit meinem Club. Der Body-Building Club Ruedi Walter konnte sich rühmen, von 1977 bis 1980 die besten Athleten der Schweiz als Mitglieder zu haben. Mit Stolz darf ich behaupten, dass die besten Athleten-Mannschaften der Schweizer- und der Europa-Spitzenklasse im Powerlifting, Bankdrücken oder im Bodybuilding in meinem Club trainiert haben.


Im Jahre 1968 begann ich schon mit Kraftshows. Ab 1977 kam dann das Telefonbuch-Zerreissen, Zimmermann-Nägel-Brechen und Kettensprengen als auch eine Posingshow hinzu. Ich wurde in viele Schweizer Städte geholt und die Kraftshows des "stärksten Aussersihlers" wurden immer beliebter.


Von 1979 bis 1983 arbeitete ich als Rausschmeisser in der Sarinabar, zwischendurch auch als Masseur und Magnetiseur. Im Jahre 1982 bis 1983 arbeitete ich auch als Jugendbetreuer für bis zu 200 Jugendliche im Jugendtreff Kreis 4. Nicht zu vergessen sind auch die Samstagshows. Es war eine sehr stressige Zeit. Auch reiste ich in dieser Zeit noch zwei mal nach Jerusalem, wo ich im Jahre 1964/1965 schon einmal war. Ich hatte dort einige Kraftshows und hatte viele Fans und Bewunderer. Vor allem das Zimmermannsnagelbrechen symbolisierte, dass es alle Waffen und Kriege dieser Welt brechen sollte, was von den Jerusalemern sehr stark applaudiert wurde.


Im Jahre 1983 eröffnete ich meinen zweiten Bodybuilding-Club in der Anwandstrasse in Zürich mit grossem Erfolg. Da konnte man auch das Boxen lernen. Und so haben auch einige Schweizer Meister im Boxen bei mir traniert. Und im sogenannten Box-Keller wurde mancher harte Kampf ausgetragen.


Im Jahre 1985 arbeitete ich zwischendurch als Ordnungshüter im Hotel Nova Park und auch als Masseur im Nova Fitness Club. Und sogar im Opernhaus hatte ich in Romeo und Julia oder in Pippi Langstrumpf meine Auftritte.


1987 häuften sich die Kraftshows und man konnte fast in jeder Schweizer Stadt die Ankündigung oder den Bericht über meine Shows lesen. Im Jahre 1991 trat ich in der Supershow mit Thomas Gottschalk in Berlin auf, die im ZDF und ARD zu sehen war. Ein Jahr später konnte ich in der italienischen Supershow "Scommettiamo ché...?" auftreten, die in RAI Uno ausgestrahlt wurde.


Im Jahre 1991 verkleinerte ich meinen Sport Club. 1993 trat ich zum ersten Mal mit Albert beim jährlichen Strassenfest der Schreinerstrasse auf, wo er anfing, die Kraftshows von mir zu übernehmen. Im Jahre 1994 trat Albert in der Frank Elstner Sendung "Aber Hallo!" auf. Dabei trat er gegen einen Gegner aus Deutschland im Zimmermannsnagelbrechen an ... und gewann. Im gleichen Jahr gewann Sandro bei den Junioren Sprinter die Kantonale Züri-Meisterschaft über 100m.


Am Morgen des 3. März 1995 habe ich, es liess mir einfach keine Ruhe, angefangen meine Lebensgeschichte von Hand niederzuschreiben, Fotos dazu zusammenzusuchen, bis ich dann, gegen 22 Uhr, fertig geworden bin. Davon liess ich 250 Exemplare drucken und alle sind verkauft worden. Zwei mal liess ich noch Nachdrucken und auch diese gingen weg wie warme Semmeln.


Das Schicksal schlug zu und mein Leben wurde durch den Hirnschlag, den ich erlitt, einschneidend verändert.


Doch liess mich der Kraftsport nicht los und heute bin ich wieder soweit, um an Wettkämpfen teilnehmen zu können. Erste Wettkampfluft, als Zuschauer, schnupperte ich bei der Offenen Schweizer Meisterschaft 2003 in Bremgarten. Auch wurde da die 1. Meisterschaft im Telefonbuchzerreissen durchgeführt, an der Albert es sich nicht nehmen liess auch teilzunehmen. Im Jahre 2004 nahm ich bei der SPC-Schweizer Meisterschaft und im September bei der SDFPF-Schweizer Meisterschaft teil. Ich lass mich mal selber überraschen welche Wettkämpfe noch folgen werden ....


Ruedi Walter



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